Spätzli und Chnöpfli sind bei uns so beliebt, dass man sie glatt für ein Schweizer Gericht halten könnte. Dabei sind Spätzle ursprünglich eine schwäbische Spezialität. Wir zeigen euch, wie ihr diese herzhaften Teigwaren auch ohne Eier zubereiten könnt.
Direkt zum rezeptWährend Pasta in der ganzen Welt bekannt ist, kennt man Spätzle vorwiegend im deutschsprachigen Raum. Allerdings gibt es in Osteuropa Gerichte wie die Nokedli oder Galuschka, die den schwäbischen Teigwaren sehr ähnlich sind. Die Malfatti in Italien könnte man ebenfalls als Cousin der Spätzle sehen. Die Schweizer Spätzli und Chnöpfli andererseits sind dem schwäbischen Original nicht nur sehr ähnlich, sondern beinahe identisch.
Herkunft und Geschichte der Spätzle
Spätzle wurden in Deutschland erstmals im 18. Jahrhundert erwähnt. Allerdings lassen mittelalterliche Illustrationen darauf schliessen, dass das Gericht schon wesentlich älter ist. Wie immer streiten sich verschiede Regionen darum, wer die Teigwaren erfunden haben soll. Allerdings gilt es als unbestritten, dass die Spätzle in der süddeutschen Region Schwaben eine jahrhundertealte Tradition haben. Der Schriftsteller Josef Eberle bezeichnete die Spätzle sogar als das Fundament der schwäbischen Küche. 👩🏻🍳
Darüber wie die Spätzle zu ihrem Namen kamen gibt es unterschiedliche Auffassungen. Die einen sagen, dass Spätzle Ähnlichkeit mit dem Körper eines Spatzes haben. Andere meinen, dass die Bezeichnung auf das Wort Batzen zurückgeht, was Klumpen bedeutet.
Wie und wann die Spätzle und Knöpfle zu uns kamen und zu Spätzli und Chnöpfli wurden, ist nicht bekannt. Spätzle waren ursprünglich ein Gericht der armen Bevölkerung. Die Teigwaren waren einfach herzustellen und sehr nahrhaft. Auch in der Schweiz war die Armut zu dieser Zeit gross, besonders auf dem Land. Die Schweizer werden deshalb das Gericht ihren Nachbarn einfach abgeschaut haben. Es ist auch gut möglich, dass die Schwabenkinder mehr als nur das Rezept für Apfelküchlein mit nachhause gebracht haben.
Als Pasta in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Schweiz populär wurde, waren die Spätzli und Chnöpfli bereits hier. Heute sind die Spätzle überall im deutschsprachigen Raum beliebt.
Spätzle oder Knöpfle
Nein, Spätzle und Knöpfle sind nicht das selbe. Beide Teigwaren werden zwar aus dem gleichen Teig hergestellt, sind aber in der Form unterschiedlich. Während Spätzle länglich sind, haben die Knöpfle eine Tropfenform. Die Knöpfle sind zudem eher typisch in der Region Allgäu.
In der Schweiz ist das aber «Hans was Heiri», bei uns sind Spätzli und Chnöpfli das Gleiche. Theoretisch wären auch bei uns Chnöpfli kleiner, aber wenn man die irgendwo bestellt, werden am Ende doch Spätzli serviert. 😉
Spätzli ohne Ei
Spätzli ohne Eier gab es schon lange bevor Begriffe wie vegan oder plant based überhaupt bekannt waren. In Notlagen waren in den vergangenen Jahrhunderten Eier oft Mangelware. Deshalb machte man die Spätzle dann ohne Eier. 🥚
Wir haben die Variante nur mit Mehl und Wasser ebenfalls getestet. Die Spätzli wurden so aber etwas zu kompakt. Die schwäbischen Teigwaren brauchen jedoch ein bisschen «Fluff». Uns war schnell klar, wie wir das hinkriegen: Mit Seidentofu. Was bei veganen Omeletten, spanischer Tortilla oder Wähen passt, sollte auch bei Spätzli funktionieren. Und siehe da, mit Seidentofu wurden die Spätzli so locker flockig, wie wir das mögen. 😍
Eingangs habe ich geschrieben, dass die schwäbischen Spätzle und die Schweizer Spätzli nur beinahe identisch sind. Einer der Unterschiede der helvetischen Variante ist, dass für die Zubereitung Milchwasser verwendet wird. Milchwasser ist – wer hätte es gedacht – eine Mischung aus Milch und Wasser im Verhältnis 1:1. In der veganen Ausführung wird daraus Seidentofuwasser. Damit werden die Spätzli auch ohne Eier schön fluffig. 🫧
Welches Mehl für Spätzli?
Beim Mehl scheint die Sache nur auf den ersten Blick kompliziert. Gleich vorneweg, auch hier machen wir Schweizer es etwas anders als die Schwaben. Während im Schwabenland nur Weissmehl verwendet wird, werden Schweizer Spätzli mit einer Mischung aus Weissmehl und Hartweizengriess hergestellt.
Dazu kommt, dass in Deutschland beim Weissmehl mehrheitlich der Typ 405 verwendet wird, während handelsübliches Weissmehl in der Schweiz dem Typ 550 entspricht. Allerdings ist der Unterschied beim Ausmahlungsgrad derart klein, dass ich bezweifle, dass irgendjemand einen Unterschied bei Geschmack oder Konsistenz feststellen kann.
Warum Hartweizengriess für Spätzli?
Beim Hartweizengriess sieht die Sache schon anders aus, denn der macht sehr wohl einen Unterschied. Während normales Mehl aus Weichweizen hergestellt wird, wird für Pasta meistens Hartweizen verwendet. Hartweizen hat gegenüber Weichweizen mehr Kleberprotein (Gluten), ist kochfest und hat mehr Biss. Genau deshalb eignet er sich so gut für vegane Spätzli ohne Eier.
Was ist mit Spätzlimehl?
Im Handel gibt es viele Spezialmehle, darunter auch Spätzlemehl, Knöpflimehl und wie sie alle heissen. Eigentlich wäre es doch logisch, dass ihr für Spätzli gleich das «richtige» Mehl verwendet. Bloss ist das leider nicht so einfach.
Das Problem ist, dass diese Spezialmehle eine Wundertüte sind. In Deutschland ist Spätzlemehl oft Typ 405, welches zusätzlich mit Weizendunst (Weizengriesskleie) versetzt ist. So wird das Mehl etwas griffiger. In der Schweiz ist Chnöpflimehl einmal einfach Hartweizenmehl, dann wieder eine Mischung aus Hartweizengriess und Weissmehl.
Je nach Produkt werden die Spätzli eine andere Konsistenz haben. Deshalb: Mischt einfach Weissmehl (Typ 550) mit Hartweizengriess im Verhältnis 2:3. So könnt ihr sicher sein, dass eure Spätzli immer gelingen. 😋
Spätzli müssen geschlagen werden!
Natürlich müssen nicht die Spätzli, sondern der Teig geschlagen werden. Vergesst all die fancy Spätzli-Maker und was sie euch sonst alles andrehen wollen. Wenn die Spätzli perfekt werden sollen, dann ist Handarbeit angesagt. 💪🏼 Der Teig muss in der Schüssel mit einem Kochlöffel so lange geschlagen werden, bis er schön glatt ist und Blasen wirft. Das ist Arbeit Leute! Aber es lohnt sich. Durch das Schlagen wird Luft in den Teig befördert und die Spätzli werden luftig locker.
Und wenn die Spätzli fertig sind?
Am Ende stellt sich dann natürlich die Fragen was wir jetzt mit den fertigen Spätzli anstellen. Ganz ehrlich? Frische selbstgemachte Spätzli sind so lecker, die sind eigentlich viel zu schade um einfach nur eine Beilage zu sein. Für mich reicht meistens einfach eine Zwiebelschweize. Natürlich passen die Spätzli auch hervorragend als Beilage für Tofu-Geschnetzeltes oder für einen Spätzliauflauf.
Spätzli aufbewahren
Wenn ihr die Spätzli direkt geniessen wollt, könnt ihr sie gleich nach dem Abschöpfen in eine Schüssel geben und anrichten. Wenn ihr ein grosses Festsessen plant, könnt ihr die Spätzli auch am Vorabend machen. In diesem Fall empfehle ich euch, die Spätzli abzuschrecken. Stellt einfach eine Schüssel mit eiskaltem Wasser bereit und schreckt die Spätzli nach dem Abschöpfen darin ab. So könnt ihr die Spätzli am nächsten Tag nur noch kurz für ein paar Sekunden in Salzwasser aufwärmen. Spätzli könnt ihr so übrigens auch sehr gut einfrieren. Ein Spätzli-Notvorrat ist sicher nie verkehrt.
So, jetzt seit ihr zertifizierte «Spätzialisten». Viel Spass beim Kochen! 👩🏻🍳😉
Das brauchts
- 100 g Tofu
- 150 g Hartweizengriess
- 100 g Weissmehl
- 1 TL Salz
- 150 ml Wasser Zimmertemperatur
- 100 ml Wasser mit Kohlensäure
- 1 EL Öl
So wirds gemacht
- Tofu mit dem Wasser und dem Öl im Foodprocessor oder mit dem Stabmixer zu einer homogenen Masse mixen
- Hartweizengriess, Mehl und Salz in einer Schüssel vermischen, Tofumischung dazugeben und einen Teig anrühren
- Den Teig mit einem Kochlöffel so lange schlagen, bis er Blasen wirft und glatt ist; der Teig muss sich in Fetzen vom Löffel lösen. Den Teig 30 Minuten ruhen lassen
- Wasser mit reichlich Salz in einem grossen Topf zum Kochen bringen, Teig portionenweise durch das Spätzlisieb in das siedende Wasser streichen
- Sobald die Spätzli an die Oberfläche steigen, ca. 3 Min ziehen lassen, dann mit dem Schaumlöffel abschöpfen
Tipp!
- Wenn ihr die Spätzli nicht gleich essen wollt, empfehlen wir sie nach dem Abschöpfen kurz in kaltem Wasser abzuschrecken.
- Nicht zu viele Spätzli auf einmal in das siedende Wasser geben, lieber kleinere Portionen, sonst kleben sie zusammen.
Hallo zusammen
Erst einmal danke für das tolle Rezept und die vielen Informationen.
Ich hätte aber noch zwei Fragen. Bei anderen veganen Spätzli-Rezepten habe ich gesehen, dass die Kala Namak für den Ei-Geschmack und ein bisschen Kurkuma für die Farbe nehmen. Warum ist das bei eurem Rezept nicht drin und könnte ich das auch reinmachen?
Danke schon mal!
Viele Grüsse aus der Ostschweiz
Gabriela
Hoi Gabriela
Dankeschön! Wir freuen uns immer, wenn unsere Rezepte bei euch gut ankommen. 🙂
Auch wir verwenden Kala Namak, zum Beispiel bei unseren veganen Omeletten oder den Rührtofu. Spätzli sind aber keine Eierspeise, deshalb verzichten wir hier darauf. Auch bei klassischen Spätzli dominiert der Ei- Geschmack nicht. Selbstverständlich kannst du trotzdem das Salz oder einen Teil davon durch Kala Namak ersetzen, wenn du das möchtest.
Kurkuma setzen wir nur sehr vorsichtig ein. Zum einen sehen vegane Speisen, bei welchen Kurkuma für die Farbe beigegeben wird, oft viel gelber aus als das Original. Zum anderen ist Kurkuma nicht geschmacksneutral, es kann als durchaus einen geschmacklichen Einfluss auf ein Gericht haben. Vergleichst du Eierspätzli mit unserer Variante ohne Ei, wirst du farblich kaum einen Unterschied feststellen. Das liegt daran, dass das Harweizengriess leicht gelblich ist die Farbe der Spätzli (mit oder ohne Ei) hauptsächlich davon kommt. Wenn du die Spätzli trotzdem etwas gelber möchtest, empfehle ich, nicht mehr als eine Messerspitze Kurkuma zu verwenden.
Weiterhin viel Spass auf The Lucky Tofu!
Gruss
Sam
Hallo Team-Tofu
Die Spätzli sind mir super gelungen! 😍 Ich lebe nicht vegan, aber probiere so gut es geht tierische Produkte wegzulassen aus meinem Speiseplan, einfach weil es bei gewissen Gerichten gar keine Eier oder Milch braucht! 🌱
Viele Grüsse
Bea
Hoi Bea
Schön zu hören, dass dir die Spätzli geschmeckt haben! Gerade im Herbst und Winter haben sie ja Hochsaison 😊
Du hast natürlich völlig recht, vieles schmeckt auch mit pflanzlichen Zutaten genauso gut.
Es freut uns, dass wir auch Nicht-Veganerinnen ansprechen – das Team Tofu ist für alle da! ✌🏽😁
Viele Grüsse
Sam