Die Fasnacht ist in der Schweiz untrennbar mit der Basler Mehlsuppe verbunden. Nicht nur nach dem Morgenstreich in Basel ist ein Teller dieser kräftigen Suppe Tradition, auch bei der Chesslete in Solothurn oder der Tagwach in Luzern gehört die Mehlsuppe dazu. Endlich gibt es den Fasnachtsklassiker auch vegan.
Direkt zum rezeptIch bin in Solothurn geboren und aufgewachsen und damit gehört die Fastnacht zu meiner DNA. Nicht, dass ich Mitglied einer Guggemusig oder Fasnachtszunft gewesen wäre, aber die fünfte Jahreszeit ist eine Tradition, der sich in und um Solothurn kaum jemand entziehen kann. In «Honolulu», wie die Stadt am Jurasüdfuss in dieser Zeit genannt wird, beginnt die Fasnacht am Schmutzigen Donnerstag um fünf Uhr morgens mit der Chesslete. 🤡
Die Chesslete soll den Winter vertreiben
An der Chesslete ziehen Tausende von Menschen in weissen Nachthemden, mit Zipfelmützen und roten Halstüchern laut lärmend durch die Gassen der Solothurner Altstadt. Den Brauch gibt es seit über 150 Jahren. Mit dem Lärm soll der Winter vertrieben werden. ❄️
Natürlich tritt die Wirkung nicht sofort ein. Im Februar ist es nämlich im Schweizer Mittelland noch winterlich kalt, und so brauchen die Chesslerinnen und Chessler erst einmal etwas Warmes, wenn der Spuk vorbei ist. In den Beizen der Stadt gibt es deshalb gratis einen Teller heisse Mehlsuppe. 🥣 Für mich ist das also nicht einfach eine Suppe, sondern eine Art Zeitmaschine. Wenn ich Mehlsuppe esse, bin ich wieder der kleine Junge, der nach der Chesslete mit seinen Freunden zusammensitzt.
Mehlsuppe nicht nur in Basel
Die Mehlsuppe wird nicht zufällig mit der Stadt Basel in Verbindung gebracht. Schon vor über 2000 Jahren sollen die Römer in der nahen Siedlung Augusta Raurica eine ähnliche Suppe gegessen haben. Es ist aber nicht so, dass es die Mehlsuppe nur in dieser Gegend gegeben hätte. Die Suppe ist in der ganzen Schweiz, in Österreich und im süddeutschen Raum bekannt.
Wegen ihrer Einfachheit war die Mehlsuppe früher vor allem ein Armeleuteessen. Nur mit etwas Mehl konnte eine nahrhafte Mahlzeit zubereitet werden. Viele unserer Grosseltern kannten die Suppe unabhängig von der Fasnacht als kräftigendes Frühstück.
Eigentlich gar nicht fasnächtlich
Die Mehlsuppe war traditionell eigentlich eine Fastenspeise, also das Gegenteil von dem, was man sonst an der Fasnacht isst. Der Brauch, an der Fasnacht Schenkeli oder andere fettige Speisen zu essen, geht darauf zurück, dass man vor der Fastenzeit noch einmal richtig über die Stränge schlagen wollte. Aus dem gleichen Grund werden in Grossbritannien am Shrove Tuesday Pancakes gegessen. 🥞
Früher wurde die Mehlsuppe während der vierzigtägigen Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern gegessen. An der Fasnacht wäre ein solch bescheidenes Gericht undenkbar gewesen. Seit der Reformation im 16. Jahrhundert gab es in Basel immer wieder Versuche, die Fasnacht abzuschaffen. Mal galt sie als Überbleibsel des Katholizismus, mal befürchtete man, dass sie Kritik am politischen System üben könnte, und natürlich war auch immer wieder der Sittenverfall ein Thema.
Wirklich geschafft hat man das aber nie. Im 19. Jahrhundert eroberten die Fasnächtler schliesslich die Strassen zurück. Aus dieser Zeit stammt auch die Tradition der fasnächtlichen Mehlsuppe. Heute ist sie eng mit dem Fasnachtstreiben im kleinsten Schweizer Kanton verbunden.
Vegane Basler Mehlsuppe
Dass nun eine Luzernerin und ein Solothurner kommen und den Baslern zeigen, dass man ihre Mehlsuppe auch vegan zubereiten kann, dürfte kaum für einen grossen Aufschrei sorgen. Schliesslich verbindet uns die Freude an der Fasnacht und an der Mehlsuppe. 😋
Der Hauptunterschied zur klassischen Mehlsuppe ist die Bouillon. In Basel wird die Suppe mit einer kräftigen Fleischbrühe gekocht, ausserdem werden Knochen stundenlang mitgekocht. Für unsere pflanzliche Variante ist es deshalb wichtig, eine hochwertige Gemüsebouillon zu verwenden.
Für den kräftigen Geschmack sorgen auch die Gewürze, genauer gesagt eine gespickte Zwiebel. Diese gibt man nicht einfach in die Suppe, sondern dünstet sie vorher in veganer Butter an. So können sich die Aromen besser entfalten.
Die Mehlsuppe ist eine sogenannte Brennsuppe. Das bedeutet, dass das Mehl nicht wie bei einer Béchamelsauce mit Fett gedünstet, sondern zunächst ohne Fett in der Pfanne haselnussbraun geröstet wird. So können sich wunderbare Röstaromen entfalten, die den Geschmack der Mehlsuppe prägen. Wie viel Mehl in eine Mehlsuppe gehört, ist umstritten. Es gibt Rezepte, die mit nur wenigen Esslöffeln auskommen. Allerdings wird die Suppe dann sehr flüssig – zu flüssig für unseren Geschmack. Die Mehlsuppe, die ich von der Chesslete kenne, hatte immer eine etwas dickere Konsistenz. Der Käse durfte nicht in der Suppe versinken. 🫣
Die klassische Mehlsuppe kocht mehrere Stunden. Soviel Zeit braucht unsere nicht, aber eine gute Stunde Kochzeit solltet ihr schon einplanen. Im letzten Drittel der Kochzeit wird die Mehlsuppe mit etwas Rotwein aufgegossen, das bringt die Aromen noch besser zur Geltung.
Ich habe schon gehört, dass eine «richtige» Basler Mehlsuppe ohne Käse gegessen wird. Das ist uns aber egal, denn ich habe nach der Chesslete noch nie jemanden gesehen, der die Suppe ohne Käse gegessen hätte. Deshalb halten wir an dieser «Tradition» fest und verwenden veganen Reibkäse. 🧀🌱
Mit dieser veganen Mehlsuppe muss ich jetzt nicht mehr zwingend nach «Honolulu» fahren um etwas Warmes in den Bauch zu bekommen. Wir wünschen euch allen eine schöne Fasnacht! 🎭
Das brauchts
- 150 g Mehl
- 60 g vegane Butter
- 1 Zwiebel
- 1 Lorbeerblatt*
- 2 Nelken*
- 1000 ml Gemüsebouillon kräftig
- 100 ml Rotwein*
- Salz und Pfeffer
Ausserdem
- Veganer Reibkäse zum Garnieren
So wirds gemacht
- Zwiebel schälen, halbieren und mit den Nelken und dem Lorbeerblatt bestecken
- Das Mehl in einer Bratpfanne bei mittlerer Hitze ohne Fett unter ständigem Rühren langsam rösten, bis es haselnussbraun wird (ca. 15-20 Min), dann vom Herd nehmen und etwas abkühlen lassen
- Vegane Butter in der Pfanne zerlassen, besteckte Zwiebel dazugeben und 3 Min dünsten, dann Zwiebeln aus der Pfanne nehmen und beiseite stellen
- Geröstetes Mehl zur veganen Butter in die Pfanne geben und 2 Min anschwitzen
- Mit Bouillon ablöschen und aufkochen lassen, dabei mit einem Schwingbesen gut rühren, damit sich keine Klümpchen bilden
- Wenn die Suppe kocht, die Hitze reduzieren, mit Salz und Pfeffer abschmecken, die besteckte Zwiebel dazugeben und dann bei kleiner Hitze unter gelegentlichem Rühren 40 Min köcheln lassen
- Dann den Rotwein dazugiessen und die Mehlsuppe weitere 20 Min köcheln lassen
- Vor dem Servieren die Zwiebel aus der Suppe sieben
Tipp!
- Wem die Basler Mehlsuppe etwas zu dick ist, kann einfach etwas Bouillon nachgiessen.
- Die besteckte Zwiebel solltet ihr auf keinen Fall wegwerfen. Sie schmeckt herrlich auf einem Stück Ruchbrot.