Spaghetti Bolognese gibt es nicht. Es gibt Ragù alla Bolognese und es gibt Spaghetti, aber zusammen gibt es diese beiden Dinge in Italien nicht. Das ist dem Rest der Welt aber ziemlich egal. Wie ihr die beste Bolognese-Sauce macht und warum die plant-based Variante genauso gut schmeckt, erfahrt ihr hier.
Direkt zum rezeptAuch wenn wir in der Schweiz mit Ghackets mit Hörnli unsere eigenen «Spaghetti Bolognese» haben, geht trotzdem nichts über Spaghetti Bolognese. 🍝 Meine Anfänge als «Meisterin der italienischen Saucen» kennt ihr von meiner Sugo Pomodoro. 😎 Dass ich diese Skills auch bei der Bolognese anwende, war abzusehen. Aber schön der Reihe nach. Erst einmal gehen wir der Tatsache auf den Grund, weshalb das typischste italienische Gericht total untypisch für unsere südlichen Nachbarn ist.
Spaghetti Bolognese gibt es nicht
Wenn ihr euch in Italien Ärger einhandeln wollt, dann bestellt Spaghetti Bolognese. Wenn euch der Kellner nicht ein verächtliches «stupidi turisti!» entgegenschmettert, wird er es bestimmt denken. Nicht, dass es die Bolognese-Sauce in Italien nicht geben würde, aber nicht in Kombination mit Spaghetti. Ragù alla Bolognese, wie es in Italien heisst, wird in Bologna traditionell mit Tagliatelle gegessen. Wenn ihr also irgendwo Tagliatelle alla Ragù auf der Karte stehen seht, dann sind das Eierteigwaren mit Bolognese-Sauce. 🇮🇹
Die italienische Küche ist nicht so alt, wie teilweise angenommen wird. So wurde Ragù das erste Mal Ende des 18. Jahrhunderts in Imola erwähnt, als Variante des französischen Ragoût. Erst gut 100 Jahre später wurde das Gericht zu Maccheroni alla Bolognese, wobei Maccheroni damals als Oberbegriff für Pasta verstanden wurde. Von Tomaten war in diesem Rezept von 1891 noch keine Rede.
Beim Ragù alla Bolognese sieht man, wie sich die Küche eines Landes stets weiterentwickelt. Wann die Tomaten und der Rotwein dazukamen ist nicht dokumentiert. Als die Accademia Italiana della Cucina das Rezept für die klassische Bolognese-Sauce 1982 bei der Handelskammer in Bologna registrierte, waren diese Zutaten bereits selbstverständlich.
Spaghetti Bolognese gibt es doch!
Es gibt leider eine schlechte Nachricht für Italienerinnen und Italiener. Sobald sie in ein anderes Land reisen, ist es vorbei mit Tagliatelle alla Ragù. Dann gibt es nur noch Spaghetti. Dass diese Kombination in Italien als unauthentisch betrachtet wird hat auch damit zu tun, dass hier Gerichte aus verschiedenen Regionen kombiniert werden. Spaghetti stammen aus Süditalien und Bologna liegt im Norden. Im Süden gibt es zwar das Ragù Napolentano, dieses wird aber nicht mit Hackfleisch zubereitet.
Wie die Spaghetti und die Bolognese zusammenkamen, ist nicht eindeutig belegt. Es wird vermutet, dass diese Fusion italienischer Regionalküchen ihren Ursprung in den USA hat. Zwischen 1880 und 1924 sind über 4 Millionen Menschen von Italien in die USA ausgewandert. Mehr als 10% der damaligen Bevölkerung. Dort wurde dann offensichtlich die süditalienische Pasta mit der norditalienischen Sauce kombiniert. Möglicherweise auch deshalb, weil Tagliatelle frisch zubereitet werden mussten und darum schlecht exportiert werden konnten. Pasta aus Hartweizengries hingegen war in den Vereinigten Staaten schon zu dieser Zeit verbreitet.
Erstmals erwähnt werden Spaghetti in Verbindung mit Bolognese-Sauce im Kochbuch Practical Italian recipes for American kitchens von 1917. Schon in den 1920er-Jahren konnte man in New Yorker Restaurants Spaghetti Bolognese bestellen. Interessant finde ich dabei, dass die «amerikanische» Variante in diesem Fall mehr Einfluss auf Europa hatte, als die italienische. Spaghetti Bolognese sind überall in Europa normal, ausser eben in Italien.
Vegane Spaghetti Bolognese
Mein Bolognese-Rezept ist kein veganes Rezept. Natürlich verwenden wir ausschliesslich pflanzliche Zutaten, dennoch ist das Rezept genau gleich wie eine gewöhnliche Bolognese. Ausser, dass wir plant-based Hack verwenden, bleibt alles beim Alten. Gut, eine besondere Zutat musste auch angepasst werden, dazu später mehr. 😉
Dass ein Blumenkohlsteak als Alternative zu einem Wagyu-Steak einen schweren Stand hat, versteht sich von selbst. Hackfleisch hat aber nun wirklich keine Eigenschaften, die pflanzliches Hack nicht auch hat. Gerade bei Bolognese, bei der Rindshack verwendet wird, kann man auch nicht sagen, dass es irgendwie saftiger würde. Ich meine, die Sauce wird eine Stunde gekocht. Da geht es nur um die Konsistenz und dass die Aromen aufgenommen werden.
Es gibt zahlreiche Varianten von Bolognese, deshalb ist es kein Problem, wenn wir kreativ werden. Fein geschnittene Rüebli und Sellerie gehören natürlich dazu. Anders als in Italien verwenden wir keine Passata, sondern gehackte Tomaten aus der Dose. Diese zerfallen durch die lange Kochzeit, aber trotzdem bleiben am Ende noch feine Tomatenstücke über. Das gibt der Sauce eine tolle Konsistenz. Die originale Sauce aus Bologna ist übrigens nicht so tomatig wie die für Spaghetti Bolognese. Hier haben sich die US-Italiener am Ragù Napolentano orientiert.
Bei den Gewürzen braucht es nicht viel. Salz und Pfeffer und ein wenig italienische Kräuter reichen völlig. Was sich bei meiner Pomodoro bewährt hat, kommt natürlich auch hier zum Einsatz: Aceto Balsamico. Der süss-saure, würzige Geschmack sorgt für das gewisse Etwas.
Eine «Geheimzutat» muss ich an dieser Stelle noch erwähnen. In Anführungszeichen deshalb, weil es eigentlich kein Geheimnis ist. Im erwähnten klassischen Rezept, das die Accademia Italiana della Cucina registriert hat, wird Milch nämlich aufgeführt. Natürlich ist eine Bolognese keine Creme-Sauce. Die Milch hat lediglich den Zweck, die Sauce zu verfeinern und die Säure der Tomaten zu binden. Sojamilch kann das natürlich genauso gut. 🥛
Ich bin überzeugt, dass ihr diese Bolognese lieben werdet. Ob mit Spaghetti oder für Lasagne spielt keine Rolle, Hauptsache Bolognese!
PS: Vegane Spaghetti Bolognese eignen sich auch gut für solche, die sonst nicht plant-based essen. Geschmacklich gibt es nämlich keinen Unterschied. 🤌🏼🇮🇹🍝😋
Das brauchts
- 600 g veganes Hack oder 200g Sojahack zum Aufkochen
- 200 g Rüebli (Karotten)
- 150 g Sellerie
- 1 Zwiebel gross
- 4 Knoblauchzehen
- 4 EL Olivenöl
- 2 Dosen gehackte Tomaten ca. 800g
- 4 EL Tomatenpüree
- 1 TL Italienische Kräutermischung*
- 1½ EL Aceto Balsamico Crema*
- 200 ml Rotwein vegan
- 100 ml Sojamilch
- 100 ml Wasser
- Salz und Pfeffer
So wirds gemacht
- Zwiebel und Knoblauch schälen und fein hacken
- Karotten und Sellerie schälen und sehr fein würfeln (siehe Foto)
- Olivenöl in einer grossen Pfanne heiss werden lassen und die Zwiebeln 3 Min dünsten
- Danach Knoblauch, Rüebli und Sellerie hinzufügen und 5 Min weiterdünsten
- Tomatenpüree dazugeben und kurz mitdünsten
- Veganes Hack dazugeben, kurz anbraten, dann mit dem Rotwein ablöschen und 5 Min einkochen lassen
- Sojamilch und 100ml Wasser dazugeben, alles gut mischen und dann die gehackte Tomaten in die Sauce rühren
- Aceto Balsamico und italienische Kräuter dazugeben mit Salz und Pfeffer abschmecken
- Unter gelegentlichem Rühren 1 Std köcheln lassen und bei Bedarf etwas Wasser dazugeben
Tipp!
- Wenn ihr keine Zeit zum Gemüse schneiden habt, könnt ihr in den meisten Supermärkten Brunoise fertig kaufen. Wir haben immer mindestens eine Packung im Tiefkühler.
- Apropos Tiefkühler. Die fertige Bolognese lässt sich hervorragend einfrieren. So habt ihr immer eine Portion ready, wenn euch der Spaghetti-Bolognese-Hunger packt.
Das Beste Bolognese-Rezept das ich gekocht habe! 😍 Und niemand hat bemerkt, dass sie vegan ist 🙈😅
Liebe Agnes
Vielen Dank für dieses tolle Feedback! 🙏🏽
Dass niemand den Unterschied merkt, wenn das Hack plant-based ist haben wir schon oft selber festgestellt ☺️
Natürlich bleibt das unter uns 🤫
Viele Grüsse
Sam
Hoi Team-Tofu
Den Trick mit der «Milch» habe ich von meiner Nonna gekannt, klasse habt ihr den eingebaut, das spricht für euch! 👍🏼
Diese Bolgonese-Pasta -Sauce ist einfach super lecker! Schnell gemacht und schmeckt wie ich das «Ragù alla bolognese» in Erinnerung hatte als Kind bei meiner Nonna 👩🏼🍳😍
Tanti saluti
Claudia
Ciao Claudia
Danke für deine Nachricht. Es freut mich, von einem Sugo alla bolognese Profi zu hören, dass dir unser Rezept schmeckt 😍
Liebe Grüsse
Stefanie