French Toast heissen in der Schweiz Fotzelschnitten. Ursprünglich dazu gedacht, altes Brot zu verwerten machen wir daraus ein veganes Festessen – und was für eines! Das hier wird garantiert kein «Töstli», sondern das heftigste French Toast ever.
Direkt zum rezeptEs ist nicht so, dass wir in der Schweiz etwas Besonderes wären, weil wir eine eigene Bezeichnung für French Toast haben. 😉 In Deutschland heisst das Gericht Arme Ritter, in Spanien sind es Torrijas und in Portugal nennt sich das Ganze Rabanadas. Lustig ist auch die holländische Wortschöpfung, dort heisst die süsse Leckerei nämlich Wentelteefjes, was soviel wie «umgedrehte Hündin» bedeutet. 🙈 Neben diesem süssen Hundetrick erscheint die Schweizer Fotzelschnitte fast schon vulgär. 😎
Fotzelschnitte ist kein Schimpfwort
Die Schweizer Mundart ist gegenüber Hochdeutschen nicht nur vom Klang her rauher. Auch unser Vokabular sorgt manchmal für Verwirrung. Ein Beispiel dafür ist die Fotzelschnitte. Wer Schweizerdeutsch nicht kennt, könnte dieses Gericht für etwas Unanständiges halten.
Bei uns ist das Wort allerdings völlig harmlos. In den Regionen Solothurn und Bern bedeutet «Gfotz» zerfetztes Zeug (oder etwas, das nicht zu gebrauchen ist). Ein «Fötzel» ist ein Lump oder ein Papierfetzen. Das erklärt auch den «Fötzeliregen» an der Luzerner Fasnacht, andere würden einfach Konfetti sagen. Als Kids haben wir unser Taschengeld übrigens mit «Fötzele» aufgebessert, eine andere Bezeichnung für Abfall aufsammeln.
Wie die Fotzelschnitte zu ihrem Namen kam, können wir nur vermuten. 💡 Weil das Brot nicht wie beim Vogelheu (eine andere Art, altbackenes Brot zu verwerten) in Fetzen gerissen wird, hat die Bezeichnung nichts mit Brotfetzen zu tun. Wahrscheinlicher ist, dass altes Brot wie ein Fötzel nicht mehr brauchbar war. Statt in den Müll wanderte das Brot aber in die Pfanne und wurde zu: Fotzelschnitten. 😋
Wo kommt French Toast her?
So blöd wie die Frage auf den ersten Blick klingt, ist sie nicht. Auch wenn wir aufgrund des Namens denken könnten, dass dieses Gericht in Frankreich 🇫🇷 erfunden wurde, trifft dies nicht zu. Tatsächlich heissen French Toast dort nicht einmal so. Stattdessen sagen Französinnen und Franzosen Pain Perdu dazu, verlorenes Brot. 🥖
Die Geschichte des French Toast
Die Wurzeln dieses heute weltweit beliebten Frühstücks finden wir im alten Rom. 🇮🇹 Im römischen Reich gab es ein Gericht, das Aliter Dulcia oder Pan Dulcis genannt wurde. Dort wurde Brot in einer Mischung aus Milch und Eiern gewendet und in Öl gebraten. Klingt sehr nach French Toast oder Fotzelschnitten.
Das römische Reich umfasste einen grossen Teil Europas. Es ist deshalb anzunehmen, das auch das Pan Dulcis eine grosse Verbreitung fand. Allerdings fehlt von diesem Gericht fast 1000 Jahre lang jede Spur. Erst im 14. Jahrhundert taucht es wieder auf. In einem englischen Kochbuch wird Payn Fondew beschrieben. Statt in Milch und Eiern wurde Brot dort allerdings in Rotwein eingelegt. 🍷🙊
Die Eier und die Milch kamen im Jahr 1615 wieder zurück. Im Kochbuch The English Huswife hiess das Gericht Panperdy. Die Bezeichnung geht auf das französische Pain Perdu zurück.
Und wie kommt das French in den Toast?
Der lustigste Teil an der Geschichte: French Toast hat gar nichts mit Frankreich zu tun, sondern mit einem Schreibfehler. Ein Koch namens Joseph French hat das Gericht im Jahr 1724 erstmals in den USA vorgestellt. Statt «French’s Toast» stand fälschlicherweise «French Toast» auf der Karte und aus dem Toast von French wurde französischer Toast.
Toast für die Freiheit
Was haben Toasts mit Freiheit zu tun? Im Jahr 2003 waren die Republikaner unter George W. Bush verärgert, weil die Franzosen sich gegen die Invasion im Irak stellten. In der Cafeteria des Repräsentantenhauses wurde daraufhin alles französische umbenannt. Aus French Fries wurden Freedom Fries und French Toast sollte neu Freedom Toast heissen. Dass sich diese Bezeichnung nie durchgesetzt hat versteht sich von selbst. Zum Glück! 😅
Krasse vegane French Toasts
Vorneweg: Krass sind unsere Fotzelschnitten nicht, weil sie vegan sind. Oft sind French Toast dünne (und dürre) Brotstücke. So macht es keinen Spass. Wir machen French Toast für Erwachsene! Vergesst also die mickrigen «Töstlist» 😉, wir nehmen richtig dicke Brotstücke. Zwei fingerdick sollen die Scheiben sein. Unser absoluter Favorit ist veganer Zopf. Natürlich geht auch Toastbrot, veganes Brioche oder Weissbrot. Es muss einfach dick geschnitten sein.
Der Guss macht es aus
Fotzelschnitten oder French Toast wurden ursprünglich nur in Milch und verquirlten Eiern gewendet und dann in der Pfanne gebacken. Abgesehen davon, dass wir für unsere Variante nur pflanzliche Produkte verwenden, wäre das auch viel zu langweilig. Wir wollen richtig viel Geschmack zum Frühstück und packen deshalb ein bisschen Magic in unsere Toasts. ✨
Eier werden nicht wegen dem Geschmack verwendet, sondern weil sie beim Kochen eindicken. Das geht auch anders. Wir verwenden Sojamehl, eine unserer beliebtesten Ei-Alternativen, und etwas Maisstärke. Dazu kommt pflanzliche Milch. Den Unterschied machen jedoch die Aromen, die wir in den Guss packen. Die Muskatnuss bleibt klar im Hintergrund, auch mit dem Zimt wollen wir nicht übertreiben. Die Vanille spürt ihr etwas besser, entscheiden ist jedoch die Mischung.
Nehmt euch Zeit
Viele machen den Fehler, das Brot nur kurz im Guss zu wenden. Nein! Das Brot braucht Zeit um die Flüssigkeit und die ganzen Aromen aufzunehmen. Besonders, weil wir richtig dicke Dinger verwenden. Mindestens 20 Minuten müssen es sein.
Auch bei der Zubereitung müsst ihr behutsam vorgehen. Die Temperatur darf nicht zu heiss sein. Die vegane Butter soll nur kleine Blasen werfen, wenn die Toasts darin brutzeln.
Top French Toast Toppings
Was drin ist wisst ihr nun, was drauf kommt ist euch überlassen. Wir haben unsere dicken Fotzelschnitten mit Pfirsich gemacht. 🍑 Das liegt daran, dass wir die ersten richtig heftigen French Toast in Providence in Rhode Island gegessen haben. 🇺🇸 Das mächtigen Frühstück aus New England hat uns zu diesem Rezept hier inspiriert. Serviert wurden die French Toast damals mit frischen Pfirsichen aus Maine. 😍
Natürlich passen auch andere Früchte. Die Fotzelschnitten sind so gut, dass auch einfach ein bisschen vegane Butter und Ahornsirup reicht. Was ihr draufmacht ist eurem Geschmack überlassen.
Seid ihr bereit für die krassesten French Toast? Ich bin sicher, dass ihr es seid. Geniesst es Leute! 😋
Das brauchts
Für die French Toast
- 80 g Sojamehl
- ½ TL Maisstärke
- 2 EL Zucker
- ¼ TL Zimt*
- ½ TL Vanillepulver*
- 1 Prise Muskatnuss gemahlen
- 1 Prise Salz
- 350 ml pflanzliche Milch
- 4 Scheiben veganer Zopf zwei fingerdick geschnitten
- vegane Butter zum Backen
Für das Topping
- Früchte
- Puderzucker
- Ahornsirup*
- veganer Schlagrahm
- vegane Butter
So wirds gemacht
- Trockene Zutaten in einer grossen Schüssel mischen, pflanzliche Milch dazurühren und mit dem Schwingbesen gut mixen
- Zopfscheiben in die Flüssigkeit legen und 20 Min ziehen lassen, zwischendurch immer wieder vorsichtig wenden
- Reichlich vegane Butter in einer Bratpfanne bei mittlerer Hitze schmelzen lassen
- Zwei Scheiben Zopf aus der Flüssigkeit nehmen, ganz kurz abtropfen lassen (nicht ausdrücken!) und dann in die Pfanne geben, die Butter darf nur kleine Blasen werfen, sonst ist sie zu heiss
- Brotscheibe nach ca. 5 Min wenden, die gebackene Seite muss goldig braun sein, danach den Herd leicht zurückdrehen und auf die andere Seite ca. 5-6 Min backenDer French Toast ist perfekt gebacken, wenn ihr mit dem Finger vorsichtig drauf drückt und keine Flüssigkeit mehr austritt.
- Toast aus der Pfanne nehmen und warmstellen, dann die nächsten zwei Scheiben backen
- Mit frischen Früchten, veganem Schlagrahm, Puderzucker, veganer Butter oder Ahornsirup servieren (oder mit allem zusammen)
Tipp!
- Wenn ihr keinen alten Zopf habt, könnt ihr auch frischen verwenden.
- Ausser Zopf eignet sich auch Toastbrot (zum selber schneiden), veganes Brioche oder Weissbrot.
Super! Danke für die Erinnerung an die Fotzelschnitte! Ich habe die Bezeichnung total vergessen, dabei hat mein Grosi denen immer so gesagt. Wobei ich die auf diese Art bis jetzt noch nie gegessen habe, ein Versuch war’s wert und ich wurde nicht enttäuscht 😍
Mir wäre es zwar nie in den Sinn gekommen, die so dick zu machen, aber dank dem das sie so lange eingelegt sind, werden die Fotzelschnitten wirklich super!
Merci für die tolle Erinnerung und das feine Rezept.
Gruss
Romy
Hoi Romy
Es freut mich, dass wir mit den Fotzelschnitten alte Erinnerungen zurückbringen konnten. 😊
Ehrlich gesagt, waren wir am Anfang auch skeptisch ob das mit so dicken Brotscheiben etwas wird. Danach wollten wir aber nie wieder einen anderen French Toast essen 🇫🇷🍞😋
Weiterhin viel Spass mit unseren Rezepten.
Liebe Grüsse
Sam