Die Wähe ist das wohl abwechslungsreichste Gericht der Schweizer Küche. Je nachdem, welche Früchte gerade Saison haben, kommt der Schweizer Blechkuchen anders auf den Tisch. Heute machen wir Zwetschgenkuchen.
Direkt zum rezeptDass wir in der Schweiz auf Blechkuchen stehen, seht ihr hier bei uns. Ob süss, mit Apfel oder Rhabarber, oder salzig, mit Spinat oder Marroni, wir haben schon einige Wähen gebacken. 😋 Weil wir davon nie genug bekommen können, bringen wir eine weitere Variante ins Spiel: Die Zwetschgenwähe. Ach, es tut fast ein bisschen weh das Ding Wähe zu nennen, denn bei uns in Solothurn, wo ich geboren und aufgewachsen bin, ist das ein Zwetschgenkuchen. 🙈
Zwetschgenwähe, Zwetschenkuchen, Zwetschgendatschi
Mit Zwetschgen belegte Blechkuchen werden nicht nur in der Schweiz gegessen. Während sich der Unterschied zwischen Zwetschgenwähe und Zwetschgenkuchen bei uns auf die Bezeichnung beschränkt, ist das in Deutschland anders. 😅
Beim Zwetschgendatschi aus Augsburg zum Beispiel, werden die Früchte auf einem Hefeteig gebacken. In der Schweiz verwenden wir Mürbeteig. In anderen Regionen in Deutschland heisst der Blechkuchen mit Zwetschgen Pflaumenkuchen und wird mit Blätterteig zubereitet. Bei uns in der Schweiz wäre das eine Zwetschgen-Jalousie und kein Kuchen.
Zwetschgenwähe ohne Ei
Die Zwetschgen sind natürlich das Herzstück des Kuchens, eine gute Wähe lebt aber auch von ihrem Guss. Ich würde sogar sagen, dass der mindestens genauso wichtig ist wie die Früchte. Bei einer perfekten Wähe liegen die saftigen Früchte auf einem weichen Bett. Der Guss wird durch das Backen fest und bleibt trotzdem geschmeidig und saftig, fast wie ein Flan. Deshalb werden für die ursprünglichen Variante Eier verwendet. Nicht wegen ihrem Geschmack, sondern weil Eier stocken, wenn sie erhitzt werden. 🥚
Am perfekten Wähenguss ohne Ei haben wir lange getüftelt. 👨🏻🔬 Wir gehen noch einen Schritt weiter und verwenden sogar ausschliesslich pflanzliche Zutaten. 🌱 Die Milch lassen wir nämlich auch gleich weg. Natürlich ohne dabei Abstriche beim Genuss zu machen. Wenn die Wähe aus dem Ofen kommt ist der Guss nämlich so geschmeidig wie er sein muss. Das Ergebnis ist so verblüffend wie einfach. Das Geheimnis ist eine Mischung aus pflanzlicher Milch, Seidentofu und Maisstärke. Dass unsere vegane Variante gleich schmeckt und sich gleich anfühlt wie die «alte Version» versteht sich von selbst. 🤤
Bei der Wähe machen Nuancen den Unterschied
Ist, abgesehen von den Früchten, jeder Schweizer Blechkuchen gleich? Nein! Selbstverständlich ist das Grundprinzip immer dasselbe, die Unterschiede sind allerdings klein aber fein. Auch wenn es sich nur um Nuancen handelt, machen diese eine Wähe erst perfekt.
Im Wesentlichen geht es darum, die Früchte geschmacklich optimal zu begleiten. Dabei gibt es drei Bereiche, in welchen wir mit Aromen spielen können: Der Teig, der Guss und der Nussbelag.
Der Teig
Beim Teig halten wir uns zurück. In erster Linie deshalb, weil wir möchten, dass die Wähe perfekt wird, auch wenn ihr den Teig kauft. Das machen wir manchmal auch und vegane Kuchenteige aus dem Laden sind gar nicht mal so schlecht.
Der Guss
Beim Wähenguss können wir mit den Aromen spielen. Ganz sorgfältig natürlich, denn er soll die Früchte geschmacklich lediglich unterstützen. Bei der Rhabarberwähe geben wir etwas Vanille in den Guss, so verbindet sich das Aroma direkt mit den Rhabarbern. Es gibt allerdings auch Früchte die keine direkte Unterstützung brauchen, da kommen die Aromen erst später dazu. Beim Apfelkuchen verwenden wir ebenfalls Vanille, jedoch nicht im Guss, sondern im Nussbelag.
Der Nussbelag
Der Nussbelag ist der dritte Bereich, den wir geschmacklich untermalen können. Die Mischung aus gemahlenen Nüssen dient als Brücke von Früchten und Guss zum Teig. Ausserdem hat sie die Aufgabe, Flüssigkeit zu binden, damit der Teig schön knusprig wird.
Dieses Geschmackserlebnis ist sozusagen nachgelagert. Wenn ihr in die Wähe beisst, schmeckt ihr zuallererst die Früchte und den Guss. Erst etwas später mischen sich die Aromen der Nussmischung dazu. Diese erleben wir zudem ganz anders, weil der Nussbelag eine trockenere Konsistenz besitzt. Bei der Apfelwähe ist die Vanille also die zweite Stufe, während sie bei der Rhabarber schon am Anfang mitspielt.
Bei der Zwetschgenwähe geben wir etwas Zimt in die Nussmischung. So schmeckt ihr die Zwetschgen zu Beginn beinahe unberührt, erst danach schwingt irgendwo im Hintergrund eine leichte Zimtnote mit.
Abseits der Wähen-Philosophie
Manchmal sollte man nicht zu sehr in philosophische Gefilde abdriften und Tatsachen einfach wirken lassen. Wähen sind so einfach und trotzdem so wunderbar. Oder gerade deshalb? Wenn ihr mich fragt, wird das nicht das letzte Rezept für Wähe oder Kuchen bei uns sein. 😎
Wähe gut alles gut. Viel Spass beim Backen! 👩🏻🍳
Das brauchts
Für den Teig
- 150 g Mehl
- 100 g vegane Butter kalt, direkt aus dem Kühlschrank
- 50 g Zucker
- 1 Prise Salz
Für den Belag
- 600 g Zwetschgen
- 5 EL Haselnüsse gemahlen
- 1 TL Zimt*
Für den Guss
- 200 g Seidentofu
- 150 ml pflanzliche Milch
- 5 EL Zucker
- 1 EL Maisstärke
So wirds gemacht
Kuchenteig
- Mehl, Zucker und Salz in einer Schüssel mischen
- Vegane Butter aus dem Kühlschrank nehmen und über die Mehlmischung flöckeln
- Das Ganze zwischen den Fingern verreiben und rasch zu einem Teig zusammenfügen (nicht kneten!)
- Wenn der Teig zu fest bröselt 1-2 EL kaltes Wasser dazugeben
- Teig zu einer Kugel formen, in Frischhaltefolie einwickeln und 30 Min im Kühlschrank ruhen lassen
Zwetschgenwähe
- Backofen auf 220 Grad Ober/Unterhitze vorheizen
- Zwetschgen waschen, der Länge nach halbieren und Kerne entfernen
- Kuchenteig 3mm dick auswallen und in in das Kuchenblech legen, den Rand 2-3 cm hochziehen und den Boden mit einer Gabel dicht einstechen
- Haselnüsse und Zimt mischen und dann auf dem Teigboden verteilen
- Seidentofu, pflanzliche Milch, Zucker und Maisstärke in einem hohen Gefäss mixen
- Zwetschgen mit der Schnittfläche nach oben auf der Wähe verteilen
- Den Guss langsam und gleichmässig über die Wähe giessen
- 35-40 Min in der Mitte des Ofens backen bis der Guss leicht golden ist
- Backofen ausschalten und die Wähe noch 5 Min im Ofen lassen
- Zwetschgenwähe aus dem Ofen nehmen und 10 bis 15 Min auskühlen lassen
Tipp!
- Wenn ihr die Wähe extra goldig mögt, lasst sie die letzten 10 Minuten in der oberen Hälfte des Ofens fertigbacken.
- Verwendet für die Zwetschgenwähe nicht zu hart Früchte.
- Wenn ihr einmal wenig Zeit habt, könnt ihr auch einen fertigen veganen Kuchenteig kaufen.
- Viele weitere Informationen und Tipps zum Mürbeteig gibt es in unserem detaillierten Beitrag.
Ein mega leckeres Rezept 😍 Ist super gelungen! Ich habe die Wähe mit ins Büro genommen! Alle haben sie geliebt, niemend hat gemerkt, dass sie vegan war 😉😎
Hallo Yvonne
Das freut uns zu hören hat allen unsere vegane Zwetschgenwähe geschmeckt 🥰 Ja, das ist immer lustig zu sehen, dass man meist gar keinen Unterschied merkt ob vegan oder nicht 😉
Beste Grüsse
Stefanie
Ein Traum, eure vegane Zwetschgenwähe! Ich konnte mir erst gar nicht vorstellen, dass man aus Seidentofu so was Leckeres machen kann 🙀😹 Aber die Wähe ist wirklich unglaublich lecker! 😻 Mein Tipp, ich habe in den Teig auch eine Prise Zimt gemacht, passt für mich so gut!
Hallo Annie
Danke für deinen netten Kommentar! 🙏🏼
Ja, Seidentofu ist überraschend vielseitig! 😊 Wir freuen uns sehr, dass dir die Wähe so gut geschmeckt hat.
Der Tipp klingt spannend. Bei der Rhabarberwähe geben wir etwas Vanillepulver in den Teig, aber hier haben wir es mit dem Zimt noch nie ausprobiert, das müssen wir unbedingt nachholen. 🤗
Wir wünschen dir weiterhin viel Spass bei uns!
Liebe Grüsse
Sam