Ein Baguette mit Pastete, Pickles und Maggi? Klingt schräg, ist aber himmlisch. Das vegane Bánh mì sieht zwar aus wie ein französischer Snack, schmeckt aber wie ein Kurztrip nach Vietnam. Wie dieses asiatische Sandwich Kolonialgeschichte, exotische Aromen und Schweizer Würzgewohnheiten vereint? Genau darum geht es hier. Und ja, danach wirst du es unbedingt selbst machen wollen.
Direkt zum rezeptEin Sandwich ist doch nichts Besonderes, oder? 🥪 Es war schon immer da. Ob als eingeklemmtes Butterbrot auf der Schulreise, als «Casse-croûte» in den Ferien auf dem Markt in Tunesien oder als wuchtiges Club Sandwich, mit dem ich als junger Erwachsener in einem Pub gekämpft habe – Sandwiches begleiten uns durchs Leben. Mal praktisch, mal kultig, immer verlässlich. Sogar der Burger ist im Grunde ein Sandwich, der hat einfach mit einer besseren PR-Agentur. 😎

Soweit, so klar – zumindest in unserer westlichen Welt. Wenn ich aber an Asien denke, kommen mir Dämpfkörbe, Woks, Currys, Pho, Ramen und Sushi in den Sinn. Aber ein Sandwich? Das hätte ich dort nie vermutet. Umso mehr hat mich das vietnamesische Bánh mì überrascht. Ein Sandwich, das auf den ersten Blick aussieht wie ein Baguette, doch ein Biss genügt und du findest dich in einer neuen, aufregenden Geschmackswelt wieder. 🌍
Kolonialbrot trifft Fernost – die Geschichte des Bánh mì
Die Geschichte des Bánh mì beginnt nicht in Hanoi, sondern in Paris – genauer gesagt im späten 19. Jahrhundert, als französische Kolonialherren das Baguette nach Vietnam brachten. 🇫🇷 Da Weizen jedoch teuer war, experimentierten vietnamesische Bäcker mit Reismehl im Teig. So entstand ein leichteres, luftigeres Brot – ideal für das feuchtwarme Klima und der erste Schritt zu einer eigenen Brottradition. 🥖

Zunächst wurde das Baguette ganz französisch mit Butter, Pastete oder «Jambon» belegt. Erst nach der Teilung Vietnams im Jahr 1954, als viele Nordvietnamesen nach Saigon flohen, entwickelte sich daraus das heutige Bánh mì-Rezept. In den Strassen der Stadt füllte man das Brot nun mit Schweinebauch, Pickles, Koriander, Chili und Mayonnaise. Es war schnell, günstig und schmeckte – der perfekte Streetfood für eine Gesellschaft im Wandel.

Legendär wurde das Bánh mì durch den kleinen Laden Hòa Mã in Saigon, der 1958 gegründet wurde – ein Familienbetrieb, der das Gericht salonfähig machte und zur kulinarischen Institution werden liess. Nach dem Vietnamkrieg nahm das Sandwich seinen Weg in die Welt: über vietnamesische Communities nach Paris, Kalifornien – und schliesslich auch zu uns. 2011 schaffte es das Wort Bánh mì sogar ins Oxford English Dictionary – ein Sandwich mit Kultstatus.
Heute steht das Bánh mì für mehr als nur ein belegtes Brot. Es ist ein Symbol für kulturelle Verschmelzung und der Beweis, wie gut Geschichte schmecken kann.
Herzstück mit Herz: die vegane Variante des Tofu Bánh mì



Unser Ziel war es, dem Original so nah wie möglich zu kommen – nur eben mit pflanzlichen Zutaten. Als vegane Alternative zur klassischen Leberpastete haben wir ein cremiges Pilz-Pâté für unser veganes Bánh mì kreiert. Die Mischung aus Champignons, Misopaste und veganer Butter ist cremig und voller Umami. Sie fügt sich so harmonisch in das Sandwich ein, wie ein französischer Gast, der geblieben ist.



Dazu kommen knackige Pickles aus Karotten und Rettich, die in süss-saurer Lake baden durften. Sie sorgen für ein Spiel aus Texturen und Aromen und bringen Frische auf den Teller. Statt Fleisch gibt es knusprig gebratenen Tofu, mariniert in Hoisinsauce, gewürzt mit einem Hauch chinesischem Fünf-Gewürze-Pulver. Die Zubereitung erfordert zwar etwas Liebe zum Detail, doch das Ergebnis spricht für sich.



Maggi – die geheime Zutat im authentischen vietnamesischen Bánh mì



Ein Detail, das beim ersten Lesen fast absurd klingt, aber tatsächlich zum Standardrepertoire eines authentischen Bánh mì-Rezepts gehört, ist Maggi! Ja, genau das Maggi, das bei uns in der Schweiz in Salatsaucen und im Hörnligratin landet. Warum ausgerechnet diese Schweizer Flüssigwürze im Herzen Vietnams so populär geworden ist, weiss niemand so genau. Wer aber in Saigon nach einem original Bánh mì fragt, bekommt eine klare Antwort: «Ohne Maggi? Das geht nicht!»

Vielleicht liegt genau darin die Ironie der Geschichte: Das Bánh mì ist unter französischer Kolonialherrschaft entstanden und findet heute seinen Feinschliff dank einer Schweizer Salatsaucenlegende. Die Welt ist eben klein. Und manchmal schmeckt sie grossartig.
Ein Sandwich mit Charakter und ein veganes Rezept zum Nachmachen
Was das Bánh mì Sandwich so besonders macht? Es ist laut, bunt und hat Haltung. Koriander und Chili sorgen für Frische und Schärfe, das Pâté für Tiefe, der Tofu für Biss – und Maggi für ein überraschend vertraute Note. Dieses Sandwich will kein Kompromiss sein. Es ist ein Statement. Und zwar ein ziemlich leckeres.

Krosses Baguette, cremiges Pâté und marinierter Tofu – klingt gut? Schmeckt noch besser. Dieses Bánh mì lässt jedes Club Sandwich aussehen wie ein Pausenbrot. 😜

Das brauchts
Für das Pilz Pâte
- 300 g Champignons
- 1 Schalotte
- 3 Knoblauchzehen
- 1 TL Sojasauce*
- 150 ml Gemüsebouillon
- 1 TL Misopaste*
- 120 g vegane Butter
- Öl
Für die Pickels
- 1 Rettich
- 2 Karotte
- 1 TL Salz
- 1 TL Zucker
- 200 ml Wasser
- 200 ml Essig
- 100 g Zucker
Für den Tofu
- 400 g Tofu
- 1 Knoblauchzehe
- 1 TL Fünf-Gewürze-Pulver*
- 1 EL Ketchup
- 2 EL Hoisinsauce*
- 1 EL Sojasauce*
- 1 EL Reissirup*
- 1 TL Sesamöl*
Für das Bánh mì-Sandwich
- 4 Baguettes klein, ca. 20-25 cm
- 1 Bund Koriander
- ½ Gurke
- 4 Chilischoten klein
- 2 Frühlingszwiebeln
- vegane Mayonnaise
- Maggi Flüssigwürze*
So wirds gemacht
Pilz Pâte
- Pilze grob würfeln, Schalotte schälen und hacken, Knoblauch schälen und fein hacken
- Pilzwürfel und gehackte Schalotte mit etwas Öl in der Bratpfanne ca. 5 Min dämpfen
- Knoblauch dazugeben, mit Bouillon ablöschen und zusammen mit Sojasauce und Miso bei mittlerer Hitze reduzieren lassen, bis die Flüssigkeit fast vollständig verdampft ist
- Pilze vom Herd nehmen und kurz abkühlen lassen
- Gekochte Pilze in den Foodprocessor geben, vegane Butter in groben Würfeln dazugeben und alles zu einer homogenen Masse verarbeiten
- Pilz Pâte in ein Glas füllen und in den Kühlschrank stellen
Pickels
- Karotten und Rettich schälen, Karotten halbieren und Rettich in drei Teile schneiden, sodass ungefähr gleich lange Stücke entstehen
- Anschliessend Rettich und Karotten in ca. 3 mm dicke Streifen schneiden
- Karrotten- und Rettichstreifen in eine Schüssel geben, 1 TL Salz und 1 TL Zucker dazugeben und alles vorsichtig von Hand mischen
- Gemüse 20 Minuten ruhen lassen, damit es Wasser ziehen kann
- In einer zweiten Schüssel Essig, Wasser und Zucker verrühren, bis die Flüssigkeit klar ist
- Karrotten und Rettich ausdrücken, in ein Glas geben, Essig-Wasser-Zucker-Gemisch dazugiessen und in den Kühlschrank stellen
Tofu
- Tofu längs halbieren, in eine Schüssel geben, 2 TL Salz hinzufügen, mit kochendem Wasser übergiessen und 10 Min ziehen lassen, anschliessend Wasser abgiessen und Tofu mit einem Haushaltspapier trockentupfen
- Knoblauch pressen und mit den übrigen Zutaten zu einer Marinade verrühren
- Tofu in die Marinade geben, sodass er rundum bedeckt ist, dann min. 30 Min im Kühlschrank ziehen lassen
- Marinierten Tofu aus dem Kühlschrank nehmen und kurz auf Zimmertemperatur kommen lassen, dann mit ausreichend Öl in der Brat- oder Grillpfanne auf beiden Seiten knusprig braten
Bánh mì-Sandwich
- Korianderblätter von den Stängeln zupfen, Chili in Ringe schneiden
- Gurke in vier gleich lange Teile schneiden, diese längs achteln und die Kerne entfernen
- Grün der Frühlingszwiebeln in vier gleich lange Teile schneiden (das Weiss wird nicht benötigt und kann für ein anderes Gericht verwendet werden)
- Baguette 2-3 Min im Ofen knusprig backen, etwas abkühlen lassen und dann längs einschneiden (nicht durchschneiden!)
- Den unteren Teil des Baguettes mit Pilz Pâte bestreichen, den oberen Teil mit veganer Mayonnaise
- Tofu in Streifen schneiden und auf dem Sandwich verteilen, etwas von den Pickels daraufgeben, Gurkenstreifen und Frühlingszwiebel dazugeben, mit Chili und Koriander garnieren und mit Maggi würzen, zuklappen und geniessen
Tipp!
- Die übrig gebliebenen Pickles und das Pilz-Pâte könnt ihr im Kühlschrank aufbewahren und für weitere Snacks verwenden. Das Pâte schmeckt gut als Brotaufstrich oder zu Crackern. Die Pickles könnt ihr für Salate oder Bowls verwenden.
- Es ist nicht zwingend nötig, den Tofu zu kochen, aber so erhält er die perfekte Konsistenz und den richtigen Biss
- Bei der Auswahl des Gemüses und der Kräuter für das Bánh mì könnt ihr eurer Kreativität freien Lauf lassen.
- Maggi ist die vietnamesische «Geheimwaffe» und darf bei einem authentischen Bánh mì nicht fehlen.
- Chinesisches Fünf-Gewürze-Pulver findest du in den meisten Asia Shops und in vielen Supermärkten.
